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Montag, 2. Juli 2012

Rezension zu "Wir beide, irgendwann" von Jay Asher und Carolyn Mackler



Verlag: cbt (August 2012)
Originaltitel: The Future of Us
Übersetzer: Knut Krüger
Reihe: -, ab ca. 12-15 J.
Ausführung: Hardcover/SU, 400 S.
ISBN: 978-3570161517
17,99 € [D]

Genre: Jugendroman


Inhalt/Verlagsinfo
Im Mai 1996 bekommt die 16-jährige Emma ihren ersten Computer geschenkt. Mithilfe ihres besten Freunds Josh loggt sie sich ein und gelangt zufällig auf ihre eigene Facebook-Seite – 15 Jahre später. Geschockt stellt sie fest, dass sie mit 31 Jahren arbeitslos und unglücklich verheiratet sein wird. Josh hingegen, bislang alles andere als ein Frauenheld (der erst kürzlich von Emma einen Korb bekommen hat), wird das hübscheste Mädchen der ganzen Schule heiraten und zudem seinen Traumjob ergattern. Emma ist jedoch nicht gewillt, sehenden Auges in ihr Unglück zu laufen. Um das Zusammentreffen mit dem Jungen zu verhindern, der sie später mal unglücklich machen wird, beginnt sie, bewusste Änderungen in der Gegenwart herbeizuführen. Doch der Versuch, in ihr Schicksal einzugreifen und dadurch ihr künftiges Facebook-Profil zu verändern, setzt eine fatale Kettenreaktion in Gang ... (Text- und Bildquelle: cbt Verlag)

Über die Autoren
Jay Asher ist der Autor des weltweiten Bestsellers "Tote Mädchen lügen nicht", der in über 30 Länder verkauft und u.a. für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert wurde.

Carolyn Mackler wurde 1973 in New York City geboren, wo sie auch heute noch mit ihrem Mann und ihrem Sohn lebt. Sie schreibt Kurzgeschichten, Essays und Jugendbücher, für die sie in Amerika mehrfach ausgezeichnet wurde.

"Wir beide, irgendwann" ist der erste Roman, den die beiden gemeinsam verfasst haben. Nähere Infos unter www.wir-beide-irgendwann.de.

Rezension

Der erste Satz: Ich kann heute nicht mit Graham Schluss machen, obwohl ich meinen Freunden angekündigt habe, dass ich es bei nächster Gelegenheit tun würde.

Emma und Josh sind die besten Freunde. Oder besser gesagt, sie waren die besten Freunde, bis Josh in einem Anflug von Mut Emma gestand, dass er mehr als nur Freundschaft für sie empfindet. Seitdem hat Emma sich zurückgezogen und ihre Freundschaft gleicht eher einem Ausweichmanöver. Für Emma ist Josh einfach nur ... Josh!
Doch dann haben die beiden wieder etwas, das sie verbindet. Als Emma 1996 einen Computer geschenkt bekommt und Josh ihr dafür eine AOL-Installations-CD schenkt, entdecken sie etwas, das es noch gar nicht geben dürfte. Facebook. Und damit Dinge über sich selbst, die 15 Jahre in der Zukunft liegen. Während Josh mit seinem zukünftigen Leben überaus zufrieden ist, ist Emma frustriert darüber, was sie in ihrem späteren Leben erwarten wird. Sie beginnt in ihrem Schicksal herumzupfuschen, sehr zu Joshs Unmut, mit unausweichlichen Folgen - für beide.

An alle, die Interesse an diesem Roman haben: "Wir beide, irgendwann" ist vorhersehbar. Das sollte niemanden überraschen, sagt doch schon alleine der Titel, was Sache ist. Trotzdem überzeugt der Roman mit einer Geschichte, die Spaß macht, rührend und so gut durchdacht ist, dass man das Buch immer und immer wieder lesen könnte.

Emma fehlt mir. Selbst wenn wir kein Wort miteinander sprechen würden, selbst wenn sie schliefe, würde ich in diesem Moment am liebsten neben ihr auf dem Sofa sitzen. - S. 305

Das Autorenduo Asher und Mackler erzählt die Geschichte abwechselnd aus der Sicht von Emma und Josh. Dass die Handlung in der Ich-Form und Präsens (Gegenwart) wiedergegeben wird, macht es dem Leser einfach, sich so zu fühlen, als wäre er dabei. Man würde erwarten, dass jeder der Autoren die Kapitel von einem der beiden Hauptcharaktere geschrieben hat, richtig deutlich wird das nicht, da Sprache und Stil von Emma und Josh sich ungefähr gleichen. Anders war das z.B. bei "Will & Will", ebenfalls von einem Autorenduo, wo man schon anhand des Schreibstils erkennen konnte, dass jeder Autor eine Hauptperson geschrieben hat. Doch gerade der verwendete Stil passt wunderbar zu Emmas und Joshs Jugendgeschichte, hervorgehobene Facebook-Kommunikation hält das Interesse konstant aufrecht. Das Buch liest sich unglaublich flott und längenlos.

Ohne lange Vorrede steigt man direkt in die Geschichte ein, als Emma ihren Computer geschenkt bekommt, AOL installiert und Facebook entdeckt. Schon anfangs werden einige Leser, die das Jugendalter hinter sich gelassen haben, viel zu Schmunzeln haben. Wer kennst ihn nicht, den Internetzugang mit 56k Modem (dass sich laut piepend und knackend einwählt), bei dem man sich zwischen Telefonie und Internet entscheiden musste. Oder die erste E-Mail Adresse bei AOL (ich hatte eine!), wofür man eine Installations-CD brauchte und Internetverbindungen noch minütlich abgerechnet wurden. DSL und Flatrates? Fremdwörter, bzw. noch nicht erfunden.
Alles, was der Leser zu Emmas  und Joshs Vorgeschichte wissen muss, ist angenehm in die Geschichte integriert. Es gibt keine ellenlangen Rückblenden oder langwierige Überlegungen. So bleibt man dauerhaft im Geschehen und die Seiten fliegen dahin.

Emma und Josh sind zwei tolle Charaktere. Emma neigt dazu, manchmal etwas bockig zu sein und Josh wirkt manchmal phlegmatisch und verweilt nach Tiefschlägen gerne in Resignation. Hier kommt Facebook als Hallo-Wach-Tablette ins Spiel, die Action in das Leben der beiden bringt. Josh entwickelt sich während der Geschichte zum Favoriten aller Charaktere. Er ist so überlegt bemüht und dabei jugendlich unschuldig. Sehr süß!
Obwohl Facebook ein Hauptthema der Geschichte ist, wird es nicht überthematisiert oder beginnt den Leser zu langweilen. Man könnte es für Josh und Emma als Schubs in die richtige Richtung verstehen.

Das Ende dieses abgeschlossenen Jugendbuches ist angenehm undramatisch und orientiert sich daran, wie es auch im wirklichen Leben sein könnte. Es gibt keinen großen Knall und keine überschäumende Leidenschaft oder Gefühle, ist aber einfach nur schön. Das passt musterhaft zur Geschichte von Emma & Josh. Alles andere würde übertrieben und fehl am Platz wirken.

Persönliches Fazit
Zum Glück habe ich "Wir beide, irgendwann" schon jetzt gelesen und nicht erst irgendwann. Bei diesem Buch ist Vorhersehbarkeit kein Manko, sondern ein Wunsch, der erfüllt wird. Jugendliche Leser, sowie Erwachsene werden das Buch inhalieren, weil man viele Situationen kennt oder sich gerne daran erinnert. Ich war überrascht, wie konzentriert ich Seite um Seite an dieser erfreulichen Liebesgeschichte klebte, bei der ich gleichermaßen schmunzeln und mitfiebern konnte. Viel zu schnell war das Buch zu Ende! Darum gibt es für eine oberherzige Geschichte, die das Trendthema Facebook völlig unaufdringlich und unerwartet aufgreift, auch herzliche 5 Sterne!


Aufmachung: 4 / 5
Handlung: 4,5 / 5
Charaktere: 4,5 / 5
Lesespaß: 5 / 5
Preis/Leistung: 4,5 / 5

© Damaris Metzger, damarisliest.de