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Mittwoch, 23. Mai 2012

Rezension zu "Last Days on Earth" von Julian Frost



Verlag: Piper (April 2012)
Originaltitel: -
Übersetzer: -
Reihe: -
Ausführung: Klappenbroschur, 432 S.
ISBN: 978-3492702553
16,99 € [D]

Genre: Urban-Fantasy


Inhalt/Verlagsinfo
Laut den Maya wird die Erde am 21. Dezember 2012 untergehen. Uns allen steht die totale Apokalypse bevor. Das Schicksal der Menschheit scheint besiegelt – oder gibt es ein unentdecktes Geheimnis in den Prophezeiungen, einen letzten Weg, die Katastrophe noch abzuwenden?

Die Maya waren ein Volk von großer Weisheit, sie konnten in die Zukunft blicken und sahen, dass die Menschheit am 21. Dezember 2012 vollständig vernichtet wird: Die Welt wird von Feuersbrünsten heimgesucht und von Erdbeben erschüttert, die Meere treten über die Ufer, die Sonne brennt erbarmungslos auf die Erde nieder, die Ernten verdorren, die Tiere verenden, die Menschen verhungern – nichts bleibt mehr, wie es war. Doch eine allerletzte Hoffnung gibt es. Karla van Zomeren ist eine Weiße Hexe. Nur sie kann die absolute Katastrophe verhindern – wenn sie sich der düsteren Vorhersage entgegenstellt und dabei ihr Leben, ihre Liebe und das Schicksal der ganzen Welt riskiert. (Bild- und Textquelle: Piper Verlag)

Über die Autorin
Susanne Gerdom ("Sturm im Elfenland", "Das gefrorene Lachen", "Der Nebelkönig", ...) schreibt als Julian Frost. Diese ist 1958 in Schottland geboren, lebt seit ihrer Kindheit in Deutschland. Sie vermisst das Grün ihrer Heimat und die Geschichten von Wechselbälgern und Kobolden. Während ihrer Arbeit als Theaterregisseurin beschäftigte sie sich ausgiebig mit Theorien zum Weltuntergang.

Rezension

Der erste Satz: Der Lichtschein seiner Taschenlampe glitt über die Reihen der Bücherrücken.

Karla van Zomeren ist eine Weiße Hexe. Sie steht im Kriminaldienst des Weißen Zweigs und arbeitet bei dessen Ermittlungsbehörde. Ungewollt soll sie mit Raoul Winter zusammenarbeiten, einem Schwarzen Magier der für die Behörde des Schwarzen Zweigs arbeitet. Beide Behörden arbeiten, bzw. konkurrieren, getrennt (ähnlich FBI und CIA) und gehen sich am liebsten aus dem Weg. Darum sind Karla, sowie auch Raoul, alles andere als glücklich, dass sie gemeinsam auf ein Serie von Diebstählen angesetzt werden. Doch die vermeintlichen Diebstähle entpuppen sich als Wegweiser zu etwas Größerem. Bald schon versuchen Karla und Raoul das Ende der Welt  zu verhindern.

"Der Endzeitthriller für Phantasten" - so bewirbt der Verlag das neueste Werk aus der Feder von Susanne Gerdom. Als Thriller ist das Buch aber nur bedingt zu sehen. Eher als Urban-Fantasy mit Krimi, bzw. Thrillerelementen. Das macht den Roman aber nicht weniger lesenswert. Die Zeitspanne der Geschichte liegt in unserer heutigen Welt, die Bevölkerung ist aber um ein vielfaches phantastischer. "Last Days on Earth" ist ein Schauplatz für vielerlei Wesen der Fantasy. Hexen, Magier, Vampire, Daimonen, Drachen, und so manchen unbekannteren Gesellen. Gerade das verleiht dem Buch aber das gewisse Etwas. Die Einbindung der diversen Wesen ist nicht kompliziert. Sie erscheinen genau so selbstverständlich auf der Bildfläche wie "normale" Charaktere auch.

Nach einer kurzen Orientierungsphase, mit einigen Namen und Begriffen, merkt man als Leser schnell, wie schwer es vor allem Karla fällt, dass sie an dem Kriminalfall mit einem Mitarbeiter der entgegengesetzten Magischen Behörde zusammenarbeiten soll. Weiß und Schwarz verträgt sich eben nicht gut. Es besteht eine grundsätzliches Misstrauen zwischen Karla und Raoul, welches beide aber auf eine sarkastisch-humorvolle Art überspielen. Darum wirkt die Kommunikation locker, auch wenn Karla einige Zeit benötigt, um ihrem Partner zu vertrauen.
Karla ist ein herzlicher Charakter mit Ecken und Kanten. Sie ist sehr tough. Wo sie, vor allem im Hinblick auf ihre Zukunft und auf die Männer, ihre Prioritäten setzten soll, ist ihr wohl selbst nicht so ganz klar. Sie ist die Geliebte eines Vampirs, fühlt sich zu ihrem Partner Raoul hingezogen und ist so manchem Drachen nicht ganz abgeneigt. Trotzdem hat sich etwas Natürliches und auch Verletzliches. Das macht sie sympathisch.

Der Charakter, der am meisten polarisiert ist Raoul. Denn Raoul ist auch Brad. Klingt kompliziert, ist es aber gar nicht. Raoul ist seit seiner Jugend der Wirt für einen Daimon - Brad. Daimonen verfügen über ein enormes Wissen, und durch die Symbiose mit Raoul hat dieser nun die perfekte Möglichkeit an massenhaft Informationen zu kommen. Brad hält sich meist im Hintergrund, übernimmt aber auch teilweise Raouls Körper. Nicht ohne Folgen, den Brads Lebensweise ist sehr ausschweifend, er ist ein ignoranter A.... und seine Essgewohnheiten könnten schlimmer nicht sein (widerlich!). Das alles lässt Raouls Körper und Geist langsam aber sicher zerfallen. Dennoch ist er von Brad abhängig und möchte kein Leben ohne seinen Daimon. Gruselig.

Die eigentliche Handlung im Buch sind die Ermittlungen von Karla und Raoul, immer begleitet von ihren eigenen Lebensproblemen. Erwartete Thrilleraction findet sich in der Geschichte selten. Trotzdem wird dem Leser eine konstante Spannung geboten. Sei es Karlas impulsiver Vampirliebhaber Kit (der so richtig schön herzhaft zubeißen kann) oder Daimon Brads regelmäßige Eskapaden. An Überraschungen fehlt es nicht. 
Die Einbindungen magischer Elemente, aus denen Karla ihre Fähigkeiten zieht, sind sehr komplex. Morphisches Feld, Sheldrake-Energie, Memplex-Generator, Aetherraum - alles Begriffe die man zuordnen muss. Teilweise gar nicht so einfach. Genrefremde Leser könnten hier ihre Schwierigkeiten haben. Ein berechtigter Kritikpunkt ist die hintergründige Einbindung des Buchtitels. Der erwartete Weltuntergang und die Anspielung auf die Prophezeiungen der Maya sind zwar vorhanden, treten aber zu stark in den Hintergrund. Erst ganz am Ende werden diese Punkte wieder zur Hauptthematik.

Persönliches Fazit
The "Last Days on Earth" sind vorüber, und ich lebe noch! Ein gut geschriebenes Buch, dem man eine gewisse Routine (positiv!) der Autorin anmerkt. Trotz des etwas in den Hintergrund getretenen Titelthemas hat die erschaffene Welt ihre Wirkung auf mich nicht verfehlt. Die Hauptcharaktere, Karla und Raoul, hatten meine sympathisierende Aufmerksamkeit. Karlas Vampirlover hätte das Potenzial zu einer eigenen Romanfigur. Auch Daimonenfiesling Brad kann sich seiner Gruselwirkung sicher sein. Er ist auch jetzt noch oft in meinem Kopf. (Halt die Klappe, Brad!). 4 Sterne!


Handlung: 3,5 / 5
Charaktere: 3,5 / 5
Lesespaß: 4 / 5
Preis/Leistung: 3,5 / 5

© Damaris Metzger, www.damarisliest.de