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Samstag, 12. Mai 2012

Rezension zu "Hourglass: Die Stunde der Zeitreisenden" von Myra McEntire



Verlag: Goldmann (Mai 2012)
Originaltitel: Hourglass
Übersetzer: Inge Wehrmann
Reihe: Band 1
Ausführung: Klappenbroschur, 384 S.
ISBN: 978-3442475636
12,99 € [D]

Genre: Urban-Fantasy/Science-Fiction


Inhalt/Verlagsinfo
Die 17-jährige Emerson Cole sieht Dinge, die niemand sonst sehen kann: Es sind Geister, Menschen aus einer anderen Zeit. Keiner konnte ihr bisher erklären warum. Erst als sie Michael Weaver kennenlernt, den attraktiven Experten einer mysteriösen Organisation namens „Hourglass“, scheint ihre Welt wieder Sinn zu ergeben. Nicht nur fühlt sie sich zu ihm hingezogen, sondern er eröffnet ihr, dass sie eine besondere Gabe besitzt – sie kann durch die Zeit reisen. Nur deshalb hat Michael sie aufgesucht, und nur deshalb schwebt sie bereits in größter Gefahr. (Text- und Bildquelle: Goldmann Verlag)

Die offizielle Website zu "Hourglass" - mit Interview, Downloads und exklusiven Hintergrundinfos unter www.hourglass-buch.de.

Über die Autorin
Myra McEntire lebt in Nashville, der Country-Metropole von Amerika. Da Country-Musik aber überhaupt nicht ihrem Geschmack entspricht, blieb ihr nichts anderes übrig, als sich aufs Schreiben zu konzentrieren. Seit ihrer Kindheit hat sie daher immer wieder kürzere Erzählungen verfasst, aber "Hourglass" ist ihr erster Roman. Derzeit arbeitet sie an der Fortsetzung und hat auch schon viele Ideen für weitere spannende Geschichten aus der Welt von "Hourglass". www.myramcentire.com

Rezension

Der erste Satz: Meine kleine Heimatstadt im Süden ist eine etwas verblichene Schönheit und erinnert an eine in die Jahre gekommene Ballkönigin.

Vor einiger Zeit sind Emersons Eltern gestorben. Seit diesem Zeitpunkt hat Emerson angefangen geisterhafte Menschen zu sehen. Diese 'Zeitlosen' sehen aus, wie normale Menschen und lösen sich in Luft auf, sobald Emerson sie berührt. An der altertümlichen Kleidung kann sie erkennen, dass es sich um Geistpersonen aus der Vergangenheit handeln muss. Nach einiger Zeit in der Psychiatrie wohnt Emerson jetzt bei ihrem Bruder und seiner Frau. Er ist es auch, der Emerson Michael vorstellt, einen Spezialisten von Hourglass, einer Gesellschaft, die Leuten wie Emerson helfen will. Michael hilft Emerson dabei zu erkennen, dass sie die Gabe besitzt in die Vergangenheit zu reisen. Und obwohl sich beide stark zueinander hingezogen fühlen, handelt Michael nicht ganz uneigennützig. Emerson soll ihm bei etwas helfen, das in der Vergangenheit liegt.

Was hinter dir liegt und was vor dir liegt, sind Kleinigkeiten im Vergleich zu dem, was in dir liegt. S. 7, Ralph Waldo Emerson

Zeitreiseromane sind meist ein spannendes Lesevergnügen. Die Möglichkeiten einer tatsächlichen Zeitreise faszinieren, und der Markt ist mit dieser Art von Romanen noch nicht gesättigt. Hier trifft auch "Hourglass: Die Stunde der Zeitreisenden" den Lesernerv. Das Thema des Buches ist Programm, denn es liest sich weg wie nix - die Zeit verfliegt rasend schnell.
Der Schreibstil ist flott, locker und humorvoll. Etwa wie eine Mischung aus gängiger Romantic Fantasy und Chick-lit. Auch der Plot ist sehr stimmig. Dabei hält sich Frau McEntire nicht mit langen Beschreibungen und Nebensächlichkeiten auf, sondern treibt die Story schnell voran. Ein Umstand, der passend ist. So erfährt der Leser schon in den ersten zwei Kapiteln Emersons Hintergrundgeschichte, ist praktisch sofort im Bilde.
Emersons Seelenleben ist für sie nicht einfach, ihr öffentliches Leben jedoch sehr schick und ziemlich luxuriös. Der Roman ist durchzogen von Luxuswohnungen (Lofts), schickimicki Kneipen und Restaurants, toller Kleidung und Make-Up und einer starken Fixierung auf Äußerlichkeiten. Man möchte fast an den Buchseiten schnuppern, in der Erwartung, dass sie einen zarten Parfümduft verströmen. Alles wirkt dadurch etwas glatt und schnörkellos. Die perfekte Strand/Sommer-Unterhaltungslektüre.

Die starke Anziehung zwischen Emerson und Michael spürt man als Leser sofort. Sie ist anfangs vordergründig auf Äußerlichkeiten (natürlich!) aufgebaut, an die man im ersten Buchdrittel auch ständig erinnert wird. Emerson schwärmt! Hier setzt die Autorin auf lockere Chick-lit Wortwahl, die vor allem Michaels körperliche Vorzüge humorvoll verpacken soll (Hallo Sixpack!, Seine Muskeln schienen eigene Muskeln zu haben, die perfekten Zähne, die gebräunte Haut, der sinnliche Mund, die breiten Schultern, die sportliche Figur, die tollen Augen, ... und so weiter und so fort ...). Wer's mag! Mit der Zeit nimmt die vordergründige Erwähnung von Michaels äußeren Vorzügen  (und denen einiger Nebencharaktere) zwar ab, ganz vergessen lässt es die Autorin ihre Leser aber nicht. Es darf kräftig mitgeschwärmt werden.
Dabei ist eine ansprechende Chemie zwischen den beiden Hauptprotagonisten enthalten und die gegenseitige Anziehung hat einen handlungsrelevanten Grund.

Der Zeitreiseaspekt fließt erst spät in die Handlung ein. Es gibt eine Haupthandlung, auf die der Plot zusteuert, für die eine Zeitreise erforderlich ist. Dadurch, dass Emersons Visionen von den Menschen aus der Vergangenheit sich auflösen, sobald sie berührt werden, erwartet man eine magische-kreative Art des Zeitreisens. Auch der Buchtitel selbst, "Hourglass", sowie das ansprechende Cover, bringen eine ganz zauberhafte Assoziation mit sich. Dagegen ist die tatsächliche Darstellung im Roman fast schon zu technisch und sehr Science-Fiction angehaucht. Der Konzern Hourglass operiert auf Wissenschaftsbasis, und zum Zeitreisen selbst braucht es die entsprechenden Gene, ein seltenes Metall, Wurmlöcher und exotische Materie. Huch, da verflüchtigt sich der erwartete Zauber ganz schnell. Ob diese Darstellung mit der leicht romantischen Lovestory harmoniert ist hier mal wieder eindeutig eine Frage des Geschmacks.

Gegen Ende steuert die Handlung dann auf den finalen Spannungshöhepunkt zu. Grundsätzlich ist die Geschichte sehr einfach, bei einigen Aktionen, vor allem die Zeitreise betreffend, muss man jedoch etwas mitdenken. Das Buch könnte man als abgeschlossen sehen, doch ist zu einigen Nebenpersonen noch nicht alles gesagt, bzw. sind diese plötzlich von der Bildfläche verschwunden. Da die Autorin bereits am nächsten Teil arbeitet, dürfen sich interessierte Leser bald auf eine weitere spannende Geschichte aus der Welt von "Hourglass" freuen.

Persönliches Fazit
Mit "Hourglass: Die Stunde der Zeitreisenden" vergeht die Lesezeit wirklich wie im Flug. Ich hatte mit dem Buch flotte und humorvolle Lesestunden, was die Geschichte für mich als schöne Strand- und gemütliche Gartenlektüre auszeichnet. Vollständig überzeugt hat mich das Buch aber nicht. Dazu war mir die ständige Fixierung auf äußerliche Vorzüge zu nervig und die Darstellung der Zeitreisen zu technisch. Letzteres ist eindeutig Geschmackssache. Wen diese Umstände nicht stören, der wird mit Em & Michael gerne die ein oder andere (Zeit)Reise unternehmen. 3 Sterne.
Handlung: 3 / 5
Charaktere: 3 / 5
Lesespaß: 3,5 / 5
Preis/Leistung: 3,5 / 5

© Damaris Metzger, damarisliest.de