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Montag, 5. Dezember 2011

Review zu "City of Fallen Angels" (Chroniken der Unterwelt 4) von Cassandra Clare



Arena (Dezember 2011), Band 4,
Hardcover mit SU, 578 Seiten,
19,99 € [D]


Simon Lewis muss sich noch daran gewöhnen, ein Vampir zu sein. Da wird ihm von Camille, der mächtigen Chefin des Vampirclans von Manhattan, ein attraktives Angebot gemacht. Weiß er, wie hoch der Preis dafür ist? Clary, seine beste Freundin, hat kaum noch Zeit für ihn. Sie ist zu beschäftigt mit ihrer Ausbildung als Schattenjägerin und ihrer großen Liebe Jace. Doch dann geschehen finstere Dinge in New York. Ist der Krieg den Simon gewonnen glaubte, noch nicht vorbei? (Bild- und Textquelle: Arena Verlag)


Meine Meinung
Über zwei Jahre mussten manche von uns warten, bis die "Chroniken der Unterwelt" über Schattenkämpfer und Schattenwesen fortgesetzt wurden. Von den meisten wurde das natürlich als viel zu lange empfunden, konnte jeder der Vorgängerbände doch in vollem Umfang überzeugen und begeistern. Andere sind wiederum skeptisch, weil die Reihe erst als Trilogie geplant war und nach dem weltweiten Erfolg nun auf sechs Bände erweitert wird. Es stand die Angst im Raum, dass das wunderschöne Ende vom dritten Teil "City of Glass" durch das neue Buch "City of Fallen Angels" zunichte gemacht wird, bzw. es nicht an seine Vorgänger heranreicht. Diese Bedenken sind verständlich, können von mir aber komplett weggewischt werden. "City of Fallen Angels" steht seinen Vorgängern in nichts nach! Ein elektrisierendes, spannendes Leseerlebnis, bei dem man manchmal vor Überraschung heftig blinzeln muss, bis das Gehirn die Möglichkeit bekommt, das Gelesene zu verarbeiten.

Sechs Wochen nach den letzten Ereignissen in Idris, beginnt die Geschichte mit Simon. Die Handlung splittet sich etwa gleichmäßig in seine, und die Erlebnisse von Clary und Jace. Einige Szenen bestreiten die Personen alleine, viele Handlungsstränge führen aber zueinander und lassen sie gemeinsam agieren.
Nach fünf gelesenen Seiten war ich bereits im Geschehen gefangen. Alte und neue Charaktere begeistern, und spätestens dann, als Jace das erste Mal einen Spruch wie "Ich bin sensationell zur Welt gekommen" (S. 57) grinst, wusste ich: Hier bin ich zu Hause, hier will ich sein!

Simon Lewis, frisch gebackener Vampir und bester Freund von Clary, bekommt hier deutlich mehr Aufmerksamkeit als in den Vorgängerbänden. Ich mochte ihn schon immer sehr gerne. Es war interessant zu lesen, wie er mit seinem Dasein als Einzelgängervampir klar kommen muss, sich dabei oft einsam und unverstanden fühlt. Dabei wird er aber auch selbstbewusster und viel cooler. Simons Sprüche sind lustig und schlagfertig, seinen verbalen Auseinandersetzungen mit Jace wie immer herrlich.

Auch in diesem Buch hat der Humor, neben aller Düsternis, einen sehr hohen Stellenwert. Mittlerweile dürfte er ein Markenzeichen der "Chroniken der Unterwelt" geworden sein. Dabei sind natürlich Jace' selbstverliebte Sprüche am markantesten. Ein humorvolles Fest der Extraklasse ist das Trio um Simon, Jace und Kyle. Wortwitz, Sarkasmus und Coolness garantieren Lachschübe am laufenden Band:

S. 191
"Nein, ich (hasse dich) nicht", erkläre Kyle. "Allerdings bin ich nicht sonderlich gut auf die da zu sprechen", fügte er hinzu und zeigte mit dem Finger auf Jace. "Sie glauben nämlich, sie wären besser als alle anderen."
"Falsch", widersprach Jace. Ich denke, ich bin besser als alle anderen. Eine Meinung, die übrigens durch zahlreiche Beweise hinreichend gestützt wird."
Spöttisch schaute Kyle in Simons Richtung: "Redet der immer so?"
"Ja."

Das Hauptinteresse bei "City of Fallen Angels" liegt aber eindeutig auf Clary und Jace. Waren gemeinsame Szenen storybedingt, trotz zunehmend knisternder Spannung, bei den Vorgängerbänden eher rar, hatte ich bei CoFA das Gefühl, dass die beiden von einer romantisch herzigen Szene in die nächste schlittern. Es wird definitiv heiß und verzweifelt. Besser geht's nicht!
Clary ist sympathisch und taff wie eh und je. Teilweise tat mir die süße Rothaarige sehr leid, und ich habe fast körperlich mit ihr mitgelitten. Sie ist die eigentliche Heldin der Geschichte.
Aber die Person, die am meisten polarisiert, ist und bleibt Jace! Er ist ein unheimlich authentischer Charakter. Meiner Meinung nach DER männliche Charakter im phantastischen Jugendbuchbereich. Jace ist wahnsinnig selbstbewusst, cool und zugleich fürsorglich und liebevoll. Jeder beschriebene Blick von ihm schlägt ein wie ein Blitz. Bröckelt die Fassade (und das tut sie in CoFA oft!) zeigt er seine verzweifelte, verletzliche Seite.
Während bei einigen Roman-Paarkonstellationen der Funke nie richtig überspringen will, reicht es bei Jace schon, wenn er besorgt zu Clary lossprintet, weil er befürchtet, dass sie verletzt sein könnte. Herzschmerz lass nach! Na, da verkünde ich doch ganz offen: Ich bin Team-Jace! :-)

War ich bei "City of Fallen Angels" ab Kapitel eins hellauf begeistert, wechseln die Gefühle bald zu verwirrt-kritisch, aber nicht weniger gefesselt. Da braute sich gehörig was zusammen, dass einem ganz schöne Bauchschmerzen bescherte. Man liest wie elektrisiert. Das steigert sich im letzten Drittel zu einer permanenten Anspannung mit Dauergänsehaut. Ab jetzt ist das Buch an Spannung kaum noch zu übertreffen. Einige Szenen sind jedoch schaurig grenzwertig. Ich kann sie für jüngere Leser nicht empfehlen.

"City of Fallen Angels" hat mich so sehr begeistert, dass es mir nun schwer fällt, mich mit anderen Büchern anzufreunden. Meine Gedanken kreisen und verweilen ständig bei CoFA. Jeder Fan von den "Chroniken der Unterwelt" wird das Buch verschlingen. Aber Vorsicht - das Ende reißt einen in ein tiefes Loch, entkommen unmöglich. Wer die Vorgängerbände kennt und gruslige (An-)Spannung, Gänsehaut, Romantik und Herzschmerz sucht, sollte ganz schnell mit dem Lesen beginnen. Hach, Jace ....

© Damaris Metzger, damarisliest.de